Georg Künstel - Markuspassion

Im April 2023 will das Ensemble cum passione, im nun vierten Anlauf nach Ausbruch der Corona-Pandemie, ein lange Zeit verschollen geglaubtes Werk nach über 250 Jahren an seinem Entsehungsort wiederaufführen:

 

Johann Georg Künstel wurde vermutlich in Weißenfels geboren und war nach einer längeren Amtszeit in Ansbach als Hoforganist, später als Hofkapellmeister in Coburg tätig. Sein musikalisches Schaffen gipfelte unter anderem in fünf für damalige Verhältnisse sehr groß dimensionierte und umfangreich gestaltete Passionen nach Texten der Evangeliumstexte. Um 1691-1694 in Coburg entstand die Markuspassion. Das Werk war zur Zeit seiner Entstehung sehr beliebt. Es wurde bis in das frühe 18. Jahrhundert nachweisbar regelmäßig aufgeführt, auch in Mitteldeutschland. Zudem existiert die Annahme, dass auch Johann Sebastian Bach das Werk gehört haben könnte, nicht zuletzt, weil in seinen Passionsvertonungen einige musikalische Ähnlichkeiten mit Künstels Markuspassion erkennbar sind. Diese These ist jedoch (noch) nicht belegt.

 

Das Werk hat nicht nur durch seinen außerordentlichen Umfang eine besondere Position für die deutsche Vokalmusik des späten 17. Jahrhunderts inne. Viele besonders typische Merkmale der späteren Passionen des Barock können hier bereits gefunden werden, unter anderem der gezielte Einsatz von Chorälen, die typischen Turbachöre oder auch die Streicher-begleiteten Jesusworte (= musikalischer Heiligenschein).

Matthias Grünewald - Abendmahlsdarstellung auf Doppeltafel; Kunstsammlungen der Veste Coburg
Matthias Grünewald - Abendmahlsdarstellung auf Doppeltafel; Kunstsammlungen der Veste Coburg

Mitte des 18. Jahrhunderts gerieten das Werk (und die vier weiteren Vertonungen) in Vergessenheit, bis es sogar als verschollen geglaubt wurde. Durch den zufälligen Fund eines Kenners jedoch tauchte das Autograph der Markuspassion in der zweiten Hälfte des

20. Jahrhunderts wieder auf und geriet in Privatbesitz. Die anderen Passionsoratorien Künstels hingegen werden wohl für immer verschollen bleiben.
Ein paar Jahrzehnte später wurde eine Übertragung in moderne Notenschrift begonnen.

Durch Julian Franke wurde das Werk wissenschaftlich erschlossen und schließlich beim

Ortus-Verlag veröffentlicht.
Seit etwa 1742 jedoch erklang die Markuspassion nicht mehr nachweisbar in Coburg.

 

Mit dem Projekt im April 2023 möchte das Ensemble cum passione die Passion an ihren Ursprungsort zurück führen und in der Heiligkreuzkirche in Coburg zur Wiederaufführung bringen.  

 

Das Ensemble cum passione freut sich über die Möglichkeit dieses in vielerlei Hinsicht bedeutsamen Projektes und sieht mit der Aufführung der Markuspassion von Johann Georg Künstel eine gewichtige und großartige Bereicherung und einen Brückenschlag der kulturellen Sektoren in Dresden, Sachsen, Coburg und Franken.

Unser Plakatmotiv: Die Mariendistel

 

Die Distel ist in der christlichen Kunst Symbol für Leid und Erlösung. 

Die Mariendistel wiederum erhielt ihren Namen der Legende nach durch die stillende Mutter Maria, deren Milch auf die Blätter der Pflanze tropfte. Eine alternative Bezeichnung der Pflanze ist unter anderem "Krone Christi".


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